Vor langer Zeit lebte einmal eine Bergziege, die gern wanderte.
An einem schönen Sommertag wollte sie hinunter ins Tal wandern.
Da kam sie an einen tiefen Abgrund. Sie musste den Abgrund überqueren, um ins Tal zu gelangen.
Zum Glück kannte sie eine Stelle, an der eine vom Blitz gefällte Tanne den Abgrund überbrückte.
Als sie nun an die besagte Stelle kam und über die Tanne gehen wollte, stand auf der gegenüberliegenden Seite eine andere Ziege.
Diese wollte auch den Abgrund überqueren, denn sie befand sich auf dem Heimweg.
Der Stamm war so schmal, dass sie nicht aneinander vorbeikommen konnten.
Beide Ziegen hatten es aber eilig und gingen deshalb einfach los.
Dann standen sie sich aber auf der Tanne gegenüber.
Keine wollte ein paar Schritte rückwärts gehen und der anderen den Weg freigeben.
Sie fingen an, sich gegenseitig zu beschimpfen. Jede beharrte auf ihrem Recht, und keine war bereit, nachzugeben.
Als ihnen keine Schimpfwörter mehr einfielen, gingen sie mit ihren Hörnern aufeinander los.
Wie könnte es anders sein - beide fielen in den Wildbach und ertranken.

Wenn eine von ihnen höflich gewesen wäre und ein paar Schritte zurückgegangen wäre, dann würden sie heute noch leben.